Also, wo war ich stehen geblieben. Montag. Ganz normal. Jetzt fangen die Tage langsam an, "normal" zu verlaufen, sie werden allmählich zur Routine. Ist auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite merke ich, dass das Anfangsadrenalin nachlässt und ich langsam an mein Limit komme. Am Sonntag Nacht habe ich noch mit Karina telefoniert, von 11 bis 2 Uhr! Wir sind uns wieder sehr nahe gekommen. Irgendwie bin ich getröstet, aber auch erschreckt, wie ähnlich sich unsere Leben sind, unser Denken und Fühlen. Muss das alles erst mal verarbeiten, wir haben so Vieles gesprochen, was auch seeeehr tief unter die Oberfläche geht. Puh. Dem vorausgegangen war ein neuerlicher Streit mit Mama, was ich gar nicht so sehr als Streit empfunden habe. Ich habe darüber aber schon in einem anderen Post berichtet, glaube ich.
Also hab ich mich durch den Montag geschleppt, mehr müde als sonstwas. Kai hat wieder die Jungs gehütet. Ach ja, Leif war auf einem Geburtstag bei Simon Smirnov. Als ich ihn abgeholt habe, habe ich gesehen, was Nadja (Simons Mama) alles aufgetischt hat. Hey, dagegen sind die politischen Empfänge bei der Stadt Weinstadt ein Nasenwässerchen. Und jedes Kind hat auch noch eine kleine Tüte mit Süßis mit nach Hause bekommen. Fand ich echt zu viel. Aber was will man machen. Wir machen sowas auf jeden Fall nicht, das ist ja Stress hoch zehn. Leif hat noch zwei Klebetattoos gekriegt, die er mir ganz stolz präsentiert hat:
Süß, gell?
Mittwoch, Mittwoch...was war da...ach ja: Morgens sieben Grad minus, mittags Schneechaos auf den Straßen, verrücktes Wetter.
Aber ich genieße ja die trockene Kälte, je kälter desto besser. Bloß meine nicht enden wollende Erkältung - Schnupfen, belegte Stimme, jede Menge Rückwärts-Rotz (sorry...) - nerven mich total. Auch bei Leif zeichnet sich keine echte Besserung ab, obwohl er nach der Gabe der Globuli von Janert kurzfristig ganz gut auf der Höhe war (wie ich auch übrigens). Aber jetzt geht's wieder bergab. Yann hat auch Husten, Schnupfen und Halsweh seit gestern. Ich frage mich schon, ob das hier am Haus liegt, ob die Luft mit irgendwas belastet ist (Schimmel? Farbausdünstungen?) Weiß auch nicht mehr weiter. Oder doch psychisch. Scheint mir nicht an den Haaren herbei gezogen.
Nachmittags (immer noch Mittwoch) dann Musikunterricht und Turnen, Yann erntet gerade ein Lob nach dem anderen von Luigi Venturini. Es macht sich doch bezahlt, dass wir drei-, viermal in der Woche üben, was er übrigens sehr gerne macht. Juhu. War dann noch mit Yann an der Murr spazieren, während Leif geturnt hat...war sehr schön. Ich bin sehr gern mit Yann zusammen, er ist so angenehme Gesellschaft. Er hat mir dann noch kurz vorgehalten, dass ich die Flurputzete morgens vergessen hätte, aber es sei nicht so schlimm gewesen, Frau Kaiser hätte Handschuhe und Tüten dabei gehabt. Ich habe mich entschuldigt damit, dass grad einfach alles ein bisschen viel sei. Hat er dann auch akzeptiert.
Während des Abendessens haben die Jungs (natürlich ohne mein Wissen) Reiscracker die Treppe runtergeworfen, der Flur war nachher übersäht mit kleinen Crackerstückchen...sodann haben die beiden genüsslich eine Putzparty veranstaltet...man kann ihnen gar nicht böse sein...:-)
Wollte abends noch in den Stall, aber war dann zu müde. Hab lieber gebügelt, während John-Boy auf dem Sofa geschlafen hat...:-)
Heute Morgen (Donnerstag) hab ich dann so quasi verschlafen, bin Punkt sieben aufgestanden, musste noch duschen, hatte keine Vesperbrot mehr für die Jungs im Haus, John-Boy noch abliefern und um 7.45 ein Elterngespräch mit Frau Mahlert imKindergarten. Uäh! Irgendwie hab ich's dann hingekriegt mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass ich erst um 8 Uhr im Kindergarten war, das war mir dann aber grad egal. Bübchen hatte ich vorher bei Nicola abgeliefert, ächz.
Und dann Frau Mahlert! Meine Güte. Die hat geschwätzt in einem fort, ich hab keine zwei Sätze gesprochen in dieser ganzen Stunden. Sie hat mir buchstäblich einen Vortrag gehalten, wobei sie sich natürlich ganz im Stile einer guten Erzieherin fünf Mal wiederholt hat...ich hab fast die Motten gekriegt. Fazit: Leif gehört zu den Kindern im Kindergarten, die am intelligentesten und am weitesten entwickelt sind. Allerdings hat er in einer Gruppe wie beispielsweise dem Stuhlkreis Schwierigkeiten, sich einzufügen, er gibt gern den Kaspar. Überhaupt, hat Frau Mahlert erzählt, sei sie geschockt gewesen, als sie die Gruppe übernommen hat von Frau Franziskus, wie ungeordnet und chaotisch alles gewesen sei und dass ja jedes Kinder gemacht habe was es wollte. Da wurde mir der Unterschied zwischen Montessori und der herkömmlichen Pädagogik ganz deutlich: Bei Frau Franziskus ("Frau Fri") waren die Kinder frei, aber nicht ohne Anleitung, sie hatten einfach mehr Freiräume. Bei Frau Mahlert wird genau vorgegeben, was die Kinder wann tun können. Sie hat mir den Tagesablauf geschildert, meine Güte, das ist ein besserer Schulstundenplan. Sie meinte auch, die Gruppe habe sich schon sehr gebessert, aber von dem Montessori-Zeugs halte sie nicht viel. Es hätte zwar gute Ansätze, aber sei für ihren Geschmack halt doch zu rahmenlos. Ichwill Frau Fri zurück! Mensch, hatten unsere Kinder ein Glück, Frau Fri erlebt zu haben. Die Frau ist eine Gnade für jedes Kind. Und das eine Jahr bei Frau Mahlert geht auch rum.
Ich habe Leif heute Abend im Bett mal gefragt, was er von Frau Mahlert halte, ob er sich wohl fühle bei ihr. Er sagte ja, aber manche Dinge verstehe er nicht. Z.B. hätte sie den Kindern verboten, Matschspielsachen mit in den Garten zu nehmen, "bis morgens kein Eis mehr auf dem Wasser ist" (wahrscheinlich meinte sie, bis es Frühling ist). Leif: "Papa, was hat denn das Spielzeug mit dem Eis zu tun?". Dazu ein vorwurfsvoller Augenaufschlag. Aber er hat bereits kapiert, dass es da in der Begründung hakt, das machte mich wiederum stolz. Er ist einfach ein cleveres Kerlchen, dem man kein X für ein U vormacht. Er sagte dann, Frau Mahlert wolle nicht, dass die Spielsachen dreckig werden, das finde er doof, schließlich seien die Sachen ja extra für den Sandkasten da. Tja, das ist halt der Unterschied zu Frau Fri...
Die Jungs waren am Nachmittag übrigens wieder bei Andrea Baumann und haben einträchtig "Der Regenbogenfisch" gekuckt, als ich sie abgeholt habe. Das erste Mal seit langem wieder. Überhaupt kommen wir abends grade fast ohne Fernsehen aus, sogar der obligatorische Spongebob mittags fällt bisweilen weg. find ich gut.
Heute Abend hatte ich Yann versprochen, dass ich ihm eine Seite aus dem Buch "Heilsteine" vorlese. Bis dann aber auch Leif soweit war mit Zähneputzen und Schlafanzug anziehen, war's schon wieder so spät, dass ich gesagt habe, ich lese nichts mehr vor. Daraufhin hab ich zuerst Leif ins Bett gebracht, das Gespräch mit ihm hab ich oben schon beschrieben. Dann bin ich zu Yann rüber, der lag in seiner Kuschelecke und hat das Vulkan-Buch gelesen. Ich habe auch ihn dann gefragt, ob er sich in der Schule wohlfühle, was seine Lieblingsfächer seien, welche seine Freunde sind. Es war ein tolles Gespräch, Yann weiß sehr genau, was er will, er ist nur nicht so forsch dabei, dieses auch immer und überall durchzusetzen (anders als z.B. Leif, der mit dem Kopf durch die Wand geht).
Ich sagte ihm dann: "Yann, wenn Du etwas willst oder nicht willst, darfst Du es jederzeit sagen. Du musst schauen, dass es Dir gut geht, nur dann kannst Du Dich auch um Deine Freunde kümmern. Wenn es Dir nicht gut geht, hat niemand was davon. Hör darauf, was Dein Herz Dir sagt, dann bist Du auf dem richtigen Weg". Er schaute mich an und sagte: "Auf dem richtigen Weg? Und wenn mein Herz sagt, bieg links ab, dann bieg ich links ab" und lachte. Ich dachte, ok, er hat die bildhafte Sprache nicht verstanden...auf einmal sagte er: "Und wenn mein Herz sagt, der Timmi ist nicht mehr gut für Dich, dann bieg ich einfach links ab und gehe einen neuen Weg ohne Timmi". "Genau", hab ich gesagt, "Du hast es verstanden, was ich sagen wollte". "Papa, ich wünsche mir, dass mein Weg immer geradeaus geht", und lächelte mich versonnen an. Ich war hin und weg, wie man sich mit einem fast Achtjährigen schon unterhalten kann. Das kriegt mancher Erwachsener nicht auf die Reihe. Die Retourkutsche kam aber prompt: "Papa, Du hast doch versprochen, dass Du mir noch eine Seite aus 'Heilsteine' vorliest. Warum hast Du das nicht gehalten? Du bist nicht gerade toll." Schluck. Ich verwies auf die fortgeschrittene Stunde und dass Leif nicht in die Pötte gekommen war. Darauf Yann weiter: "Du hast gesagt, wenn ich Timmi sage, dass er nicht mehr mein Freund ist, und er ist dann beleidigt, ist es sein Problem. Hier ist es genauso: Ich war bettfertig, und nur weil Leif sich nicht beeilt hat, liest Du mir jetzt nichts vor. Das ist aber Leifs Problem. Lies nur mir vor, nicht ihm." Wow, das hat gesessen. Ich habe ihn dann gelobt und gesagt, dass er Recht habe und vor allen Dingen, dass er es so offen äußert. Genau das wollte ich immer erreichen, dass er nicht das Gefühl hat, er darf mich nicht kritisieren. Ich kann ihn nicht dafür bestrafen, dass Leif sich nicht beeilt. Also habe ich ihm noch die Geschichte vom Amethysten und vom Bergkristall vorgelesen.
Die Jungs sind so klasse....!
Ach, Yanns Schneidezahn wackelt auch schon bedenklich, und Leifs Backenzahn schiebt und schiebt, er hat Schmerzen, aber der Zahn will einfach nicht durchs Zahnfleisch durchbrechen. Was Leif natürlich für stets neuerlichen Jammerattacken heranzieht. Und ich musste ein Foto machen, bitteschön:
Stell ich mir tatsächlich schmerzhaft vor. Aber da muss der Süße durch.
Da fällt mir noch was ein: Ich fragte Leif, mit welchen Kindern er gerne spiele. Er lächelte verzückt und sagte, die Eileen sei gerade "sein Baby". Jedes große Kind im Kindergarten habe ein kleineres Kind zugeteilt bekommen, um das sie sich kümmern müssten beim Anziehen, Spazierengehen...einfach soziales Training. Leif wollte eigentlich Lara, aber die hat Jonas im weggeschnappt. Also nahm er Eileen. Er sagte, er habe sie ganz arg lieb, und "Papa, wenn ich sie hinten am Hals kraule, streicht sie mir immer über den Kopf, das ist so schön". Entzückend!
So, jetzt bin ich aber wirklich platt. Noch einmal aufstehen, dann ist Wochenende. Puh! Kann hoffentlich mal wieder reiten. Jetzt aber Gute Nacht, es ist schon wieder spät genug. Jetzt mach, dass Du wieder heimkommst. Es wird langsam Zeit.
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